Was ist eigentlich Komplementärmedizin?

komplementaermedizin

Zwar existiert zunächst keine allgemein geltende Definition von Komplementärmedizin, die Antwort auf die Frage ist dennoch im Grunde ziemlich einfach. Schaut man in den Duden, heißt es zur Bedeutung des Wortes komplementär: „den andern, das andere ergänzend“. Komplementäre Medizin ist also im Wortsinn eine ergänzende Medizin. Um zu zeigen, was genau das bedeutet, müssen zwei weitere Begriffe betrachtet werden: Schulmedizin (auch konventionelle, klassische oder Standardmedizin) und Alternativmedizin.

Schulmedizin

Unter Schulmedizin versteht man die diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen, die an Universitäten gelehrt und allgemein anerkannt werden. Sie basiert auf dem Wissenschaftsprinzip und verfolgt einen krankheits- oder auch symptomorientierten Ansatz, wobei häufig isolierte Faktoren als Ursachen von Erkrankungen im Fokus stehen.

Alternativmedizin

Die erfahrungsbasierte Alternativmedizin hingegen beruht auf anderen Modellen von Krankheit und deren Entstehung und Behandlung. Hier steht der Mensch als ganzes Wesen in all seiner physischen, psychischen und sozialen Komplexität im Fokus. Sie therapiert nicht einzelne Symptome, sondern sieht verschiedene Beschwerden als zusammenhängend an, deren oftmals gemeinsamer Ursache sie auf den Grund geht und behandelt.

Abgrenzung Komplementär- und Alternativmedizin

Die Komplementärmedizin verfolgt den gleichen Ansatz wie die alternative Heilkunde und auch viele Maßnahmen finden in beiden Bereichen Anwendung. Die Begriffe werden häufig synonym verwendet. Das ist trotz der vielen Gemeinsamkeiten jedoch nicht richtig, entscheidend ist an dieser Stelle, wie sich die beiden Methoden zur Schulmedizin verhalten: Komplementärmedizinische Maßnahmen wie die Mikroimmuntherapie werden zusätzlich, begleitend zu Therapien der Schulmedizin eingesetzt, um den Behandlungserfolg dieser klassischen Methoden zu unterstützen. Sie ersetzen diese jedoch nicht unbedingt. Hier liegt der wesentliche Unterschied zur Alternativmedizin: Sie möchte die konventionellen Therapien ersetzen.

Warum Komplementärmedizin nutzen?

Komplementärmediziner haben eine breite Betrachtungsweise von Gesundheit. Für sie bedeutet gesund sein nicht in erster Linie die schlichte Abwesenheit von Krankheit, sondern vielmehr ein Gleichgewichtszustand zwischen Körper, Geist und Umwelt. Der Organismus strebt stets danach, dieses Gleichgewicht zu bewahren, gerät es aus den Fugen, entstehen Erkrankungen. Daher stehen bei vielen komplementärmedizinischen Therapien die Stärkung der Selbstheilungskräfte im Fokus. Die Mikroimmuntherapie beispielsweise konzentriert sich darauf, unser Immunsystem – den körpereigenen Abwehrmechanismus – zu unterstützen, wenn es aus der Balance geraten ist.

Für diese ganzheitliche Betrachtungsweise von Diagnose und Behandlung braucht es entsprechend viel Zeit, insbesondere bei komplexen Beschwerdebildern. Diese fehlt jedoch im normalen Praxisbetrieb häufig, sodass Ärzte vorrangig symptomorientiert behandeln. So können sie vielen Patienten oftmals nicht gerecht werden. Insbesondere bei wiederkehrenden und chronischen Beschwerden, bei denen Betroffene einen langen Leidensweg hinter sich haben, können ergänzende Maßnahmen sinnvoll sein. Diese Erkrankungen sind äußerst komplex und werden von zahlreichen Faktoren wie Genetik, Lebensstil (Ernährung, Bewegung, Rauchen etc.), Umwelteinflüssen, Beruf und Stress beeinflusst. Die Schulmedizin berücksichtigt viele dieser Faktoren nur ungenügend.

Aktive Patienten

In der Komplementärmedizin stehen dagegen genau diese Aspekte im Zentrum der Betrachtung, denn die Suche nach zugrunde liegenden Ursachen für Beschwerden ist von höchster Bedeutung. Patienten fühlen sich hier besser wahr- und mitgenommen, sie sind ein aktiver Part in der Therapie statt bloßer Empfänger. Dies ist laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Kantar der Mehrheit der Deutschen ein Anliegen [1]: 80 Prozent gaben an, dass es ihnen wichtig ist, bei der Wahl von Therapie und Arzneimittel mitsprechen zu können.  Weiterhin sprachen sich 75 Prozent dafür aus, Schulmedizin und ergänzende Methoden gemeinsam einzusetzen. Dieses Zusammenspiel wird auch als integrative Medizin bezeichnet.

Integrative Medizin

Ärzte und Therapeuten, die integrativ-medizinisch arbeiten, erstellen für ihre Patienten individuell auf sie zugeschnittene Therapiestrategien, die den Menschen in seiner physiologischen, aber auch psychosozialen Ganzheit berücksichtigen. Dabei werden verschiedene Therapieformen in diese Gesamtstrategie integriert – daher der Name integrative Medizin. Kombiniert werden Methoden der Schulmedizin mit Methoden der Komplementärmedizin, wie beispielsweise der Mikroimmuntherapie. So erhält jeder Patient eine individuell optimale Behandlung, bei der eine größtmögliche Wirksamkeit bei geringstmöglichen Nebenwirkungen angestrebt wird – und dies nicht nur kurzfristig, sondern möglichst nachhaltig. Langfristiges Ziel der integrativen Medizin ist es, die Selbstregulation des Organismus wiederherzustellen.

Integrative Medizin wird immer beliebter

Insbesondere bei chronischen, nicht heilbaren Erkrankungen steigt das Interesse an der integrativen Medizin, denn komplementäre Heilverfahren können vielfach das allgemeine Befinden und die Lebensqualität der Betroffenen unterstützen. Ohne das Risiko starker Nebenwirkungen erwirken die sanften Therapien in vielen Fällen, dass sich die Patienten besser fühlen. Die Schulmedizin kann mit bestimmten Medikamenten zwar Entzündungen, Schmerzen oder Schwellungen bekämpfen. Auch bei lebensbedrohlichen Zuständen sind schulmedizinische Ansätze selbstverständlich unverzichtbar. Auf längere Sicht können die Medikamente jedoch auch den Körper belasten und schädigen. Hier wird die Bedeutung des unterstützenden Einsatzes der Komplementärmedizin deutlich: Sie ist besonders nachhaltig, weil sie die Selbstheilungskräfte des Körpers aktiviert.

Die Mikroimmuntherapie in der Komplementärmedizin

Zum Bereich der Komplementärmedizin gehört ein breites Spektrum von Disziplinen und Methoden, unter anderem die Mikroimmuntherapie. Sie geht von der Annahme aus, dass jeder Organismus immer nach Gesundheit strebt. Dabei konzentriert sie sich auf das Immunsystem, den Wächter unserer Gesundheit. Denn bei fast allen Erkrankungen spielt das Immunsystem eine entscheidende Rolle. Menschen haben eigentlich funktionierende Abwehrkräfte, jedoch kann dieses komplexe System durch den Einfluss von Faktoren wie Umweltgiften, Stress, Bewegungsarmut, industrielle Nahrung oder den beständigen Aufenthalt in geschlossenen Räumen aus dem Gleichgewicht geraten. Dann können die Immunzellen ihren Aufgaben nicht mehr richtig nachkommen, wodurch früher oder später Störungen wie Krankheiten entstehen.

Hier setzt die Mikroimmuntherapie an: mithilfe von Botenstoffen (z. B. Zytokine), die auch das Immunsystem selbst zur Koordination der Immunantwort nutzt, versucht sie, das Immunsystem zurück in seine Balance zu führen. Sie zeichnet vor allem die gute Verträglichkeit, die schonende und natürliche Unterstützung des Immunsystems und ihr breitgefächertes Anwendungsspektrum aus. Die Mikroimmuntherapie versteht sich als Bestandteil einer ganzheitlichen Präventions- beziehungsweise Therapiestrategie. Im Zusammenspiel mit einer ausgewogenen, vorrangig pflanzlichen Ernährung, ausreichend Bewegung, der Vermeidung von Umweltgiften sowie als Ergänzung zur Schulmedizin kann die Mikroimmuntherapie einen wertvollen Beitrag zur Prävention sowie zum Erfolg von Behandlungen im Krankheitsfall leisten.


[1] https://www.carstens-stiftung.de/artikel/aktuelle-studie-deutsche-wuenschen-sich-ein-miteinander-von-schulmedizin-und-ergaenzenden-therapien.html