Leaky-Gut: Wie sich der „löchrige Darm“ auf unser Gehirn auswirken kann

Mikroimmuntherapie bei Leaky GutDas Leaky-Gut-Syndrom beschreibt eine Veränderung im Darm, bei der die Darmschleimhaut geschädigt ist. Dadurch wird sie – wie der Name es beschreibt – undicht (leaky). Ein durchlässiger oder „löchriger“ Darm gilt als Mitverursacher zahlreicher (chronischer) Erkrankungen wie Autoimmunerkrankungen und Allergien, aber auch Abgeschlagenheit, Müdigkeit und Konzentrationsschwäche. Die Verbindung von Darm und Gehirn ist sehr stark. Sie wird als Darm-Hirn-Achse bezeichnet. Welche Auswirkungen für unser Gehirn hat es nun, wenn ein Leaky-Gut vorliegt, also die Darmschleimhaut nicht intakt ist? Was kann man selbst tun, um die Darmgesundheit zu unterstützen?

Was ist die Darm-Hirn-Achse und welche Rolle spielt sie beim Leaky-Gut?

Alles in unserem Körper ist verbunden und steht im regen Austausch. Besonders unser Darm ist dabei äußerst kommunikativ. In ihm befinden sich nicht zuletzt rund 70 bis 80 Prozent unserer Immunzellen, wodurch er einen großen Anteil an unserem immunitären Schutz und unserem allgemeinen Wohlbefinden hat. Außerdem befinden sich im Darm rund 100 Millionen Nervenzellen, was ihn sogar zu einem größeren Nervengeflecht als unser Rückenmark macht.

Das Netzwerk zieht sich von der Speiseröhre bis zum Darmausgang und wird als enterales Nervensystem bezeichnet. Umgangssprachlich ist sogar vom „Bauchhirn“ oder „zweiten Gehirn“ die Rede. Das enterale Nervensystem analysiert die zugeführte Nahrung hinsichtlich der Nährstoffe, des Salzgehalts und es koordiniert, was im Körper verarbeitet und was ausgeschieden wird.

Auch zwischen Darm und Gehirn werden somit fleißig Informationen, Hormone und Stoffe ausgetauscht. Dies geschieht über die sogenannte Darm-Hirn-Achse (Gut-Brain-Axis, kurz: GBA). Insbesondere dem Vagusnerv kommt dabei eine wichtige Bedeutung zu. Er reicht vom Bauch über Brust und Hals bis hin zum Hirnstamm. Beim Leaky-Gut gelangen unbeabsichtigt Stoffe ins Blut und zum Gehirn, die da eigentlich nicht hinsollten. Dazu später mehr.

„Gute Nachrichten“ vom Darm ans Gehirn

Im Darm werden unter anderem die Vitamine B2, B12 und K produziert. Außerdem ist der Darm der Ort, an dem das meiste Serotonin gebildet wird. Das Glückshormon wird durch den Körper transportiert und löst im Gehirn Wohlbefinden und Freude aus. Geht es unserem Darm gut, fühlen wir uns also gleichzeitig auch glücklicher und aktiver.

Die Vielzahl von „guten“ Organismen im Darm sorgt unter anderem auch dafür, dass die kurzkettige Fettsäure Butyrat hergestellt wird. Sie wirkt sich ebenfalls sehr gut auf unsere Gehirnfunktionen aus, da sie speziellen Zellen – den Mikrogliazellen – wichtige Energie liefert. Die Mikrogliazellen arbeiten daraufhin aktiver und halten unser Gehirn möglichst frei von lästigen Partikeln. Davon profitiert letztendlich auch unsere Gedächtnisleistung.

Leaky-Gut: „Schlechte Nachrichten“ vom Darm ans Gehirn

Es werden leider nicht nur förderliche und positive Stoffe im Darm produziert. Stattdessen werden auch entzündungsfördernde Stoffe produziert wie etwa die Lipopolysaccharide. Bei einer intakten Darmbarriere sind die Auswirkungen gering, da sie den Körper schützt. Zudem besitzt beispielsweise auch das Gehirn eine eigene Torhüterfunktion in Form der Blut-Hirn-Schranke. Sie kontrolliert, welche Stoffe vom Blut ins Gehirn gelangen dürfen und welche geblockt werden.

Auswirkungen eines Leaky-Guts auf das Gehirn

Ist die Darmschleimhaut wie beim Leaky-Gut-Syndrom jedoch gestört und durchlässig, gelangen vermehrt negative Stoffe in den Blutkreislauf und letztendlich auch ins Gehirn. Im Normalfall verhindern die sogenannten Tight Junctions (Membranproteine in netzartiger Struktur), dass Schadstoffe ins Blut gelangen, während wichtige Nährstoffe und Proteine durchgewunken werden. Liegt eine Störung dieser Tight Junctions vor, läuft dieser Mechanismus nicht mehr fehlerfrei ab. Durch eine gestörte Darmbarriere können somit Stoffe ins Gehirn gelangen, die dort nichts zu suchen haben.

Was ist aber mit der Blut-Hirn-Schranke? Müsste sie das Gehirn nicht weiterhin schützen? Prinzipiell tut sie das, aber nur zu einem gewissen Grad. Mediziner gehen davon aus, dass größere Mengen an Schadstoffen, die an die Blut-Hirn-Schranke gelangen, mit der Zeit dazu führen können, dass auch sie „löchrig“ und durchlässiger wird. Durch die entstehenden Entzündungen wird Gewebe auf Dauer irreversibel geschädigt, was beispielsweise die Gedächtnisfunktion einschränkt.

Diffuse Symptome beim Leaky-Gut

Die Symptome eines Leaky-Gut-Syndroms sind sehr vielseitig und individuell verschieden. Daher werden die Beschwerden oftmals nicht sofort mit einem Problem im Darm verbunden.

Folgende Symptome können einzeln oder gebündelt beim Leaky-Gut auftreten:

  • Geschwächtes Immunsystem (was sich zum Beispiel in häufigeren Infektionen oder anderen Erkrankungen äußert)
  • Chronische Muskel- und/oder Gelenkschmerzen
  • Konzentrationsstörungen
  • Reizdarmbeschwerden
  • Blähungen
  • Verdauungsstörungen
  • Nervosität
  • Migräne
  • Stimmungsschwankungen bis hin zu Depressionen
  • Hautprobleme wie Akne oder Ekzeme
  • Chronische Müdigkeit bis hin zum Fatigue-Syndrom
  • u. v. m.

Leaky-Gut vermeiden: So können Sie Ihre Darmgesundheit unterstützen

Wenn Sie Ihre Darmgesundheit wieder auf Kurs bringen und das Risiko für ein Leaky-Gut reduzieren wollen, steht an erster Stelle die Ernährung. Hierzu einige Tipps:

  • Ernähren Sie sich gesund und abwechslungsreich.
  • Greifen Sie zu frischen Zutaten und vermeiden Sie industriell verarbeitete Fertignahrung.
  • Verwenden Sie Gewürze und Kräuter.
  • Gute Eiweißlieferanten für den Darm sind unter anderem Hülsenfrüchte, Gemüse, Ölsaaten, Fisch, Fleisch und Eier.
  • Unterstützen Sie das Gleichgewicht Ihrer Darmflora mit probiotischen Lebensmitteln wie Kefir und Joghurt.
  • Viele Lebensmittel enthalten entzündungshemmende Stoffe. Achten Sie darauf, Nahrungsmittel zu sich zu nehmen, die entzündungshemmend sind, z. B. Kurkuma, Zitrone, Spinat, Brokkoli, Nüsse und Beeren. Reduzieren Sie hingegen entzündungsfördernde Speisen wie Zucker, Alkohol und Wurst.
  • Meiden Sie weizen- und glutenhaltige Nahrungsmittel wie Nudeln, Weißmehl, Roggen. Greifen Sie stattdessen eher zu Vollkornalternativen.
  • Nehmen Sie nach Möglichkeit keine künstlichen Süßmittel zu sich.

Weiterhin sollten Sie für einen gesunden Darm auf einen geringen Stresspegel achten. Stress kann Entzündungsprozesse fördern und ein Leaky-Gut begünstigen. Nehmen Sie sich gezielt Auszeiten – auch von der medialen Newsflut. Erst wenn Ihr Körper zur Ruhe kommt, kann sich auch die Darmgesundheit wieder festigen. Probieren Sie gern auch entspannende Tätigkeiten wie Lesen, Yoga oder Meditation. Die Wirkung von Bewegung an der frischen Luft ist ebenfalls nicht zu unterschätzen.

Nicht zuletzt sollten Sie bestimmte Risikofaktoren, die die Darmbarriere schädigen und ein Leaky-Gut begünstigen können, möglichst meiden. Dazu gehören neben der angesprochenen „falschen“ Ernährung und dem Stress auch Medikamente wie Antibiotika. Sie können die Funktionalität der Tight Junctions negativ beeinflussen.

Bild: © Cookie Studio – stock.adobe.com

letzte Aktualisierung: 14.04.2022

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